Besonders die Möglichkeit, Bilder mit etwas, das jeder wiedererkennen kann zu schaffen, schafft mehr Spielraum in der Wahl der Mittel. Sie ist im künstlerischen Sinne erhöhte Mobilität. Dazu
braucht man aber einen Teil der handwerklichen
Standards der klassischen Akademie. Die dogmatische Ablehnung des Akademischen in der frühen Moderne und ganz besonders in der Nachkriegszeit wurde selbst dogmatisch, weil sie ihre historischen
Wurzeln verleugnete. Dieses
wurde zu Recht in den 70-er Jahren kritisiert.
Mein Freund Manfred Pixa, der der Malerei wegen sich besonders für den süddeutschen Barock interessiert hat, hat sich aber auch mit dem Realismus von Konrad Witz, einem spätgothischen Maler aus
seiner Heimat beschäftigt, aber manche seiner Hamburger Kollegen, die Realisten der 70-er, haben sich erklärter Maßen an der kompakten Darstellung des gothischen Realismus orientiert.
Insbesondere zwei Dinge machen meine Bewunderung für den spätgothischen
Naturalismus verständlich: Die freie Verwendung unterschiedlicher Perspektiven (Blickpunkte) und die Vorliebe für flächenhaft ornamentale Bildgliederung („gothischer Kubismus“)
Die europäische Tafelmalerei hat sich aus Altarschreinen mit Heiligenfiguren entwickelt. Deren Vorläufer sind Reliquienschreine mit kostbaren Behältern gewesen. An der Stelle dieser Kultobjekte
entwickelten sich plastische Heiligenfiguren in entsprechenden Altarschreinen. Deren Figuren wurden als Malerei Teil von Episoden aus Heiligengeschichten, teilweise noch als Flachrelief. Bis in
die Renaissance ist der typische Bildraum flach und bühnenartig, mit wenigen Figuren in der vordersten Ebene und relativ flachen Raum im Hintergrund. Dieser flache Bühnenraum wurde in der
Gothik nach hinten erweitert, Nebenhandlungen zur Hauptszene wurden in landschaftliche Räume des Hintergrunds verlegt.
Die Gemeinsamkeiten von Figurenbildern und dem Relief als Zwitter von Plastik und Malerei haben mich immer schon beschäftigt. An Stelle der traditionellen Figuren treten bei mir alltägliche
Fundstücke, die als Relief inszeniert werden.
Die Erfahrungen mit dem Bildbearbeitungsprogramm “paint” bei der Bearbeitung von Figuren habe ich auf die Bearbeitung handgemachter Gemälde übertragen. Natürliche Figuren lassen sich
zurückführen auf Kombinationen von geometrischen Grundfiguren.
Besonders lassen sich Ellipsen für das Entwerfen von organischen Objekten verwenden, indem man Ellipsen unterschiedlicher Größe und Ausrichtung überlagert. In traditionellen
Figurendarstellungen spielt die deutlich abgehobene Kontur eine wichtige Rolle. Sie grenzt das Objekt deutlich von seinem Hintergrund ab und betont dadurch seine Individualität. Im Grafikprogramm
gibt es Möglichkeiten, die Kontur sehr unterschiedlich zu gestalten, beispielsweise als einfache Haarlinie mit wenig Eigenwertigkeit oder als eigenständiger Streifen, möglicherweise mit
ausgeprägter Oberflächenstruktur. Die gemalten Bilder haben nur eine gringe Raumtiefe, wirken teilweise wie Landkarten oder mikroskopische Aufnahmen.
In einer Reihe von Farbstiftgrafiken habe ich unregelmäßig angeordnete Eiformen als Leerräume oder plastische Körper verwendet, die in deulich differenzierten Räumlichkeiten entworfen wurden.
In dem Projekt “Zeitmaschine” habe ich ein Jahr lang die Grundstruktur eines Triptychons mit photoshop immer weiter variiert. Varianten der Eiformen – Tropfen auf einer Fensterscheibe - überlagert, und zu eigenständigen Bildern ausgearbeitet